Morgan Plus Four 2021: Neuwagen-Klassiker mit 255 PS starkem BMW-Turbomotor (2024)

Vater, Mutter, Tochter und Sohn. Die vierköpfige Familie begegnet dem Autor nebst Auto an der Ampel, die Fußgänger bekommen grün. Die freuen sich erkennbar über das Auto, dass da mit lautem Verbrennergeräusch am Rotlicht steht, winken freundlich herüber. Nur ein Beispiel von vielen Begegnungen dieser Art. Keine Spur von Missgunst oder Neid, wie sie manchmal Sportwagen und Luxusautos entgegengebracht werden. Auch keine verächtlichen "Muss-das-sein-auch-wegen-der-Umwelt"-Blicke.

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Ja, so ein Oldtimer weckt positive Gefühle. Halt! Darum geht es hier aber gar nicht. An besagter Ampelszene steht nicht nur ein Neuwagen vor der Haltelinie, sondern sogar ein ganz neues Modell. Ob den Betrachtern die LED-Tagfahrlichtstreifen aufgefallen sind? Ob wer wohl daran denkt, dass sie an einem alten Auto eher weniger verloren hätten?

Beim Morgan Plus Four stimmt ja irgendwie beides. 2020 feierte die, nennen wir sie ruhig mal so, neue Modellgeneration ihre Premiere. Mal eben 70 Jahre nach der Einführung des ersten Plus 4 (bei dem schrieben sie die Zahl in die Modellbezeichnung, heute darf es das Wort "Four" sein) im Jahr 1950.

Erstmals mit BMW-Turbomotor

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Bernd Conrad

Der B48 genannte Zweiliter-Vierzylindermotor arbeitet auch in BMW Z4 und Toyota Supra.

Womit der britische Roadster auch den strengen Blicken in Sachen Umwelt standhalten könnte. Unter seinen unendlich langen Aluminium-Motorhauben (ja, es sind zwei) steckt nämlich modernste Technik. B48 nennt BMW seinen doppelt aufgeladenen Zweiliter-Vierzylinder-Benziner. Der steckt nicht nur in diversen Mini-Modellen und BMW-Baureihen wie 1er, 2er, 3er oder 5er. Er ist auch die Vierzylinder-Option im Roadster BMW Z4 und dem technisch eng verwandten Coupé des japanischen Kooperationspartner, dem Toyota Supra.

Wir stellen uns jetzt nicht das Fehlen jeglicher Reaktionen an der Ampel vor, wären wir mit Z4 oder Supra angeschlichen. Schließlich geht es ja ums Fahren. Und das ist im Morgan Plus Four eine ganz besondere Freude.

Wie der etwas größere Plus Six nutzt auch er ein neues Aluminium-Chassis, über das die ebenfalls aus Aluminium gefertigte Karosserie nebst Holzrahmen gesetzt wird. An den Doppelquerlenkern hängen je nach Kundenwunsch auch weiterhin Räder mit traditionellen Speichenfelgen inklusive klassischem Rucksack in Form eines Reserverads.

Traktionskontrolle? Fahrassistenten? Well, no. Auch ein 2020er Morgan Plus Four will mit Vorsicht und kundiger Hand bewegt werden.

Achtgang-Automatik gegen Aufpreis

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Bernd Conrad

Schaltpaddels für die ZF-Achtgangautomatik. Sie kommen aus dem PSA-Teileregal.

255 PS leistet der Turbomotor im Briten. Die Automatikversion (noch eine Neuerung!) lässt 400 Newtonmeter maximales Drehmoment auf die Kurbelwelle los – und ungefiltert an die Hinterräder. Es reicht ein mittelschwerer Gasfuß und eine nur augenscheinlich trockene Straße, um im leichten Heckwedel-Zickzack am Ortsausgang auf Landstraßentempo zu beschleunigen.

Auch dann ist das ungefilterte Fahrerlebnis ein Fest für alle Sinne. Ohne irgendeine Form von Dämmmaterial donnern der sonst eher profane Motor und die Abgasanlage um die Wette, der Turbolader zischt dir seine Verlockungen direkt ins Ohr. Man ist sogar gewillt, Geräusche aus der zusammen mit dem Motor übernommenen ZF-Achtgangautomatik zu vernehmen.

Derweil pfeift der Wind ins Auto. Und zwar von überall her. Das Stoffverdeck, das sich zumindest bis zur Hantiererei mit der Persenning überraschen einfach öffnen oder schließen lässt, dient vornehmlich dem Schutz vor starken Regengüssen.

Am Rahmen der Windschutzscheibe und an den Türen passen locker dick gefüllte Briefumschläge mit einer Feiertagsausgabe "auto motor und sport" durch die offensichtlichen Schlitze. Sendungen im Format "DIN C6" (manche sagen "Standardbrief") reicht man durch die beiden Kunststoffteile der aufschiebbaren Seitenscheiben.

Diese sind übrigens auf die Türen gesteckt und verschraubt. Zusammen mit dem Stoffverdeck nehmen sie dem Morgan Plus Four ein großes Stück von seiner Eleganz. Bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt war an Probefahrten ohne Dach und Fenster aber nicht zu denken. Bei einem Kleinstserienhersteller, der anstelle einer Testwagenflotte eben "the demonstration car" hat, fügt man sich den Widrigkeiten von Terminen und Jahreszeiten.

Sturmwarnung bei 240 km/h

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Bernd Conrad

Ganz schön luftig geht es im Morgan zu, wenn er sich der Stoffaube und der seitlichen Steckscheiben entledigt.

Heiß her geht es im Morgan Plus Four dennoch nicht nur wegen der famosen Fahrleistungen, die das nur knapp über eine Tonne schwere Geschoss in 4,8 Sekunden auf 100 km/h und bei Bedarf bis auf eine Höchstgeschwindigkeit von 240 km/h beschleunigen. Dann herrscht Sturm im co*ckpit, egal ob das Dach montiert ist oder nicht.

Die Aufpreisliste, die auch bei den handgefertigten Autos aus Malvern Link überraschend lang ist, finden sich moderne Positionen wie Sitzheizung (zwei Stufen: "well done" und "nichts zu spüren") und Heizdrähte in der Windschutzscheibe.

Auch eine Klimaanlage lässt sich konfigurieren. Warum auch immer. Jetzt im Winter schafft sie es aufgrund der eindringenden Feuchtigkeit nicht, die Scheiben beschlagfrei zu halten. Im Sommer wirft man dem Morgan Plus Four doch eh alles ab, was abzuwerfen ist.

Im nur 1,65 Meter breiten Plus Four sitzen Fahrer und Beifahrer überraschend kommod auf Ledersitzen, zumindest hinter dem recht plump wirkenden Lenkrad reicht der Fußraum auch für große Menschen.

Langstrecke im Morgan? Weniger abwegig, als man denkt. Ein robustes Gehör vorausgesetzt, denn die Geräusche stressen den Körper auf Dauer schon ein wenig. Nicht nur große, zentrale Rundinstrumente geben Auskunft über fahrrelevante Daten, hinter dem Lenkrad blickt man sogar auf ein kleines Display. Hier lassen sich u.a. die aktuelle Geschwindigkeit und der Verbrauch anzeigen.

Was kostet der Spaß?

Alles wirkt solide zusammengebaut. Trotz des kaum vorhandenen Federwegs klappert und knarzt im Plus Four nichts. Vor allem überraschend für Menschen, denen aus viel teureren Sportwagen namhafter Hersteller schon mal halbe Mittelkonsolen entgegenkippten.

So exklusiv der Morgan Plus Four auch sein mag: Mit einem Listenpreis von 76.500 Euro für die Automatikversion dürfte er durchaus in das Spaßbudget des ein oder anderen Freiberuflers passen. Wenn man sich dann für gestepptes Leder, farblich passende Teppiche, erwähnte Komfortextras oder die Speichenräder entscheidet, klettert der Preis auf knapp über 90.000 Euro.

Selbst eine Audioanlage wird angeboten. Auf die kann man aber getrost verzichten. Denn wenn ein Vierzylindermotor dich so fesseln kann, dann genügt sein Klang für Kurzweil auf allen Straßen. Und an der Ampel ist der Morgan selbst (s)eine große Bühne.

Fazit

Trotz neuem Aluminium-Chassis und turbogeladenem Vierzylindermotor: Der Morgan Plus Four bleibt ein Klassiker mit Neuwagenzulassung. Kein Wunder, die kleine britische Firma baut ihre Autos seit Angang letzten Jahrhunderts auf die gleiche Art und Weise.

Wer nie genug bekommen konnte und deswegen jetzt von allem genug hat, der dürfte vom reinen Purismus eines Morgan angezogen werden.

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Author: Arielle Torp

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